Bischof Bertram setzt Knochenpartikel zweier Seliger Priester ein

Kostbare Reliquien

SCHONDORF – Es war eine feierliche Prozession, die nach einem Pontifikalamt von der Heilig-Kreuz-Kirche in Schondorf am Ammersee (Kreis Landsberg) zur Kirche St. Anna hinaufzog. Inmitten der Gläubigen waren Bischof Bertram Meier und ein kostbares Reliquiar mit Knochenpartikeln der Seligen Don Giuseppe Bernardi und Don Mario Ghibaudo. Es fand im rechten Seitenaltar der St.-Anna-Kirche einen ehrwürdigen Platz. 

Die Begebenheit geht auf den Zweiten Weltkrieg mit seinen Schrecken und Gräueltaten zurück: Im italienischen Piemont hatten deutsche SS-Truppen unter dem Kommando von Joachim Peiper am 19. September 1943 unter der Zivilbevölkerung von Boves ein Massaker verübt. Dabei waren mehr als 350 Häuser des Orts niedergebrannt worden. 

Unter den 21 Opfern befanden sich auch die beiden Seelsorger der Stadt, die ihren priesterlichen Dienst mit dem Leben bezahlten. „Als gute Hirten nahmen sie die Nachfolge Christi in ihrem Dienst als Priester ernst und blieben bei ihrer Herde“, sagte Bischof Bertram. Die für ihre im vergangenen Oktober erfolgte Seligsprechung gesammelten Zeugnisse zeigen, wie tief die beiden Männer in der Liebe verankert waren und sich für die ihnen anvertrauten Menschen einsetzten. Sie verkörperten die Liebe Gottes und engagierten sich ohne Hass auf die deutschen Besatzer. 

Die musikalische Gestaltung des Pontifikalamts hatte Erich Unterholzner inne. Seine 60 Chormitglieder, Instrumentalisten und Solisten führten John Hutters „Mass of the children“ auf. 

Dass die kostbaren Reliquien, bei denen es sich um Knochenpartikel der Verstorbenen handelt, nach Schondorf kamen, ist der Tatsache geschuldet, dass der Täter Peiper seine letzte Ruhestätte auf dem Friedhof St. Anna in Schondorf gefunden hat. Im Gedenken an die Taten feiern die Schondorfer an jedem 19. des Monats einen Gottesdienst, in dem die Anwesenheit der beiden Seligen symbolisch bekräftigt wird. 

Der Gedanke des verstorbenen Papstes Benedikt XVI., dass das Blut der Märtyrer nicht nach Rache schreie, sondern versöhne, zum Goldenen Licht werde und damit zur Kraft der Liebe, die den Hass überwindee, wird hier wahr.

Vor zehn Jahren war eine Gruppe katholischer Christen aus Boves an die Schondorfer herangetreten, um einen ersten Kontakt aufzubauen. Daraus ist nicht nur ein florierender Freundschaftsverein hervorgegangen, sondern die politischen Gemeinden beider Orte begannen auch eine offizielle Partnerschaft. 40 Gäste reisten zur Einsetzung der Reliquien nach Schondorf und wohnten den Feierlichkeiten bei. Sie wussten die fließenden italienischen Sprachkenntnisse des Bischofs zu schätzen.

Zu Wort kam auch die Vorsitzende des Freundschaftsvereins, Mirjam Gall, eine junge Lehrerin, die in Schondorf zuhause ist. Auch sie ist zweisprachig, was half, die Kontakte zu vertiefen.

Renate Reitzig

21.05.2023 - Bistum Augsburg